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Interpretation
der mimischen Aktivitäten:
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Ekman
vertritt die Annahme, dass die Ausdrucksformen der Primäremotionen
biologisch determiniert und damit universell sind. Basierend
auf langjährigen Forschungen gelang es ihm den Primäremotionen
Überraschung, Angst, Freude, Trauer, Ekel und Ärger
- sowie einer weiteren Emotion, der Verachtung - prototypische
mimische Ausdrucksmuster zuzuordnen. Treten diese Ausdrucksmuster
auf, so kann auf die dahinter stehende Emotion geschlossen
werden. Um die Objektivität der Datenerfassung nicht
zu gefährden, wird die Interpretation der gemessenen
mimischen Aktivitäten durch ein Computerprogramm ausgeführt.
Bei der Emotion Freude wird noch weiter unterschieden, ob
es sich um echte, erlebte Freude handelt oder etwa um ein
höfliches Lächeln, wie es beispielsweise in sozialen
Interaktionen häufig gezeigt wird.
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Des
Weiteren wird unterschieden, ob es sich um einen unwillkürlichen
mimischen Ausdruck handelt oder ob er - möglicherweise
unter dem Einfluss bestimmter "Display Rules" -
kontrolliert wird.
Darüber
hinaus werden bei der Interpretation der Daten Blenden und
Maskierungen erkannt. Blenden entstehen bei gleichzeitiger
Innervation verschiedener Primäraffektausdrücke.
Maskierungen liegen dann vor, wenn beispielsweise negative
Emotionsausdrücke durch die Affektdisplays, Überraschung
oder Freude, verborgen werden.
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Ein
wesentliches Ziel bei der Verwendung des FACS und vor allem
des EmFACS ist der Schluss vom beobachtbaren mimischen Ausdrucksverhalten
auf die zugrundeliegenden Emotionen. Ein besonders wichtiges
Thema in diesem Zusammenhang ist die Frage der Fälschungssicherheit
des mimischen Ausdrucks. Wie vollständig kann ein Gesichtsausdruck
maskiert oder verborgen werden? Wie gut kann ein Gefühlsausdruck
für ein nicht vorhandenes Gefühl simuliert werden?
Allgemein gesagt: Wie gut können Willensanstrengungen spontane
Gefühlsäußerungen unterbinden, und wie genau
können absichtliche Gesichtsbewegungen das simulieren,
was normalerweise unwillkürlich geschieht? Ekman vertritt
die Auffassung, dass es ein neurologisch gesteuertes und angeborenes
Gesichtsaffektprogramm gibt, das für alle Menschen gleich
ist und die charakteristischen Ausdrucksformen für Grundemotionen,
wie Freude, Ärger, Überraschung, Furcht, Ekel und
Trauer steuert (vgl. auch Tomkins & McCarter, 1964). Der
mimische Ausdruck der Primäremotionen ist danach bei allen
Menschen gleich. |
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Das
Auftreten eines emotionalen Ausdrucks in der Mimik wird allerdings
von den Darbietungsregeln beeinflusst. Sie regulieren den gezeigten
Gesichtsausdruck in verschiedenen sozialen Zusammenhängen
nach bestimmten kulturellen und sozialen Regeln. Das einmal
ablaufende Affektprogramm ist allerdings schwer zu kontrollieren,
weil es so schnell abläuft und Reaktionen auslöst,
die nur sehr schwer willentlich zu kontrollieren sind. Entscheidet
sich eine Person spontan, die mimische Reaktion innerhalb eines
ausgelösten Affektprogramms zu unterdrücken, so wird
dies kaum gelingen. Trotz des Kontrollversuchs wird der mimische
Ausdruck mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit "durchsickern".
Entscheidend für eine erfolgreiche Kontrolle des mimischen
Ausdrucksverhaltens ist, wie gut geübt der Kontrollmechanismus
ist, wie stark die Emotion ist, wie gut die Personen auf die
ausgelöste Emotion, bzw. die auslösenden Reize, vorbereitet
ist und natürlich auch, wie sehr sich die Person bemüht,
die Emotion zu verbergen (Ekman, 1988; Ekman & Friesen,
1975).
In verschiedenen
Untersuchungen, in denen die Versuchspersonen ihre Reaktionen
auf stressauslösende Filme unterdrücken sollten
(Ekman & Friesen 1974; Ekman, Friesen, O'Sullivan &
Scherer, 1980; Ekman, Friesen & Scherer 1976) zeigte sich,
dass nur etwa 10 % der Versuchspersonen - obwohl sie explizit
dazu aufgefordert wurden - jedes "Durchsickern"
ihres wahren Gefühlszustandes im mimischen Ausdruck verhindern
konnten.
Neben
der Unterscheidung von Blenden und Maskierungen von echten
und unverfälschten Ausdrücken, gibt es noch andere
Indikatoren für unechte Emotionsausdrücke. So kann
die Dauer eines Emotionsausdrucks Anzeichen dafür liefern,
ob es sich um einen echten oder einen gefälschten Ausdruck
handelt. Ekman und Friesen (1982, Ekman, 1997) stellten in
ihren Untersuchungen fest, dass bei echten, empfundenen Gefühlen
der Ausdruck in der überwiegenden Mehrzahl zwischen 2
und 5 Sekunden andauert. Sind die Ausdrucksformen länger
oder kürzer, so weist dies mit hoher Wahrscheinlichkeit
darauf hin, dass sie vorgetäuscht oder auf andere Weise
falsch sind. Auch die Latenzzeit und die Symmetrie von mimischen
Ausdrücken geben Hinweise auf die Echtheit eines emotionalen
Ausdrucks. Bei vorgespielten Emotionen ist die Latenzzeit,
also die Zeit zwischen Reizdarbietung und mimischer Reaktion,
oft zu lang. Darüber hinaus sind vorgespielte Emotionen
im mimischen Ausdruck eher unsymmetrisch und tendenziell auf
der linken Seite des Gesichtes stärker ausgeprägt
(Ekman, 1982a, 1997).
Die willensgesteuerte Beeinflussung des mimischen Emotionsausdrucks
wird bei der Kodierung mit FACS erfasst (Ekman, 1982a). So
wurde in neueren Studien (Ekman, Friesen & O'Sullivan,
1997) nachgewiesen, dass FACS sehr zuverlässige Anzeichen
dafür liefern kann, ob eine Person lügt oder nicht.
Auch wenn die Personen versuchten, ihre Lüge mit einem
Lächeln zu maskieren, wurden sie doch zumeist dadurch
"entlarvt", dass sich Zeichen anderer Emotionen,
wie Angst oder Ekel, auf ihrem Gesicht zeigten. Auch negative
Emotionen, die mit positiven maskiert wurden, konnten zumeist
erfolgreich aufgedeckt werden.
In Bezug auf die Fälschungssicherheit und Unwillkürlichkeit
des mimischen Ausdrucks, im Vergleich zu anderen Ausdruckssystemen,
nehmen Ekman (1969) und Ekman und Friesen (1974) an, dass
das gesprochene Wort gewöhnlich stärker kontrolliert
wird als die Stimme, die Stimme wiederum stärker als
die Gesichtsbewegungen und Gesichtsbewegungen stärker
kontrolliert werden, als Körperbewegungen.
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