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Entwicklung:
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Ziel
der Entwicklung von FACS war es, ein sehr detailliertes Erfassungssystem
für mimische Aktivitäten zur Verfügung zu haben:
"Unser oberstes Ziel bei der Entwicklung des Facial Action
Coding Systems war es, ein umfassendes System zu schaffen, das
die Unterscheidung sämtlicher mit den Augen unterscheidbarer
Bewegungen gestattete" (Ekman, 1988, S. 183).
Dieser Anspruch geht über das Vorgehen vieler Mimikforscher
hinaus, die in ihren Untersuchungen nicht die mimischen Aktivitäten
selbst erfassen, sondern statt dessen die Informationen erfragen,
die ein Beobachter dem Gesichtsausdruck entnehmen kann (Ekman,
1997). |
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Das Ergebnis
der Beschreibungen im Rahmen dieser freien Beobachtungen sind
subjektive Interpretationen und ganzheitliche Eindrücke.
Ein bestimmter Gesichtsausdruck wird als glücklich oder
traurig beschrieben.
Ekman
und Friesen wollten ein extensives Kodierungssystem entwickeln,
das eine umfassende und vollständige Auflistung und objektive
Erfassung aller sichtbaren Bewegungen im Gesicht enthält.
Um diesem Anspruch an die Vollständigkeit des Systems
gerecht zu werden, wurde das Facial Action Coding System (FACS)
aus einer Analyse der anatomischen Grundlagen der Gesichtsbewegungen
abgeleitet.
Ekman und Friesen wollten die kleinsten Bewegungseinheiten
im Gesicht erfassen. Um dies zu erreichen, zogen sie - als
erste Forscher - die Anatomie der Bewegungen im Gesicht als
Grundlage für ihr beschreibendes System heran. Jede Bewegung
des Gesichts kann als Ergebnis von Muskelanspannung und Muskelentspannung
der beteiligten Muskeln und Muskelgruppen angesehen werden.
Es galt also, zuerst alle einzeln beweglichen Muskeln des
Gesichts ausfindig zu machen und dann die Veränderungen,
die die Bewegungen dieser Muskeln in der Mimik verursachen,
zu erfassen. So sollte es gelingen, jede Gesichtsbewegung
in anatomisch abgeleitete minimale Bewegungseinheiten zu zerlegen.
Der erste Schritt erwies sich als relativ leicht zu bewältigen,
bei dem zweiten Schritt sahen sich Ekman und Friesen jedoch
weit größeren Problemen gegenüber.
Die Autoren
übernahmen schließlich das anatomischen Modell
von Hjortsjö (1970) in großem Umfang. Hjortsjö
gibt als einer der wenigen Forscher in seinen Werken nicht
nur eine Auflistung der Gesichtsmuskeln, die sich einzeln
bewegen können, sondern auch eine Beschreibung davon,
wie die Innervation jeden Muskels das Erscheinungsbild des
Gesichts verändert.
Ekman und Friesen lernten durch langwieriges Training die
Muskeln des Gesichts einzeln und in Kombination mit anderen
Muskeln zu bewegen. Mittels an die Gesichtshaut angelegter
Elektroden, konnten sie nachweisen, dass die Nerven-Muskeleinheiten
von Hjortsjö und die Beschreibungen der mit deren Innervation
einhergehenden sichtbaren Veränderungen im Gesicht exakt
waren.
Damit war es den Autoren gelungen, jede Bewegung im Gesicht
in anatomisch abgeleitete minimale Bewegungseinheiten aufzugliedern.
Diese Bewegungseinheiten werden Action Units (AU's) - "Aktionseinheiten"
- genannt. Die Messeinheit stellt also die Action Unit, die
Bewegungseinheit, und nicht die beteiligten Muskeleinheiten
dar (Ekman, 1982). Diese Unterscheidung ist wichtig, da es
einerseits einzelne Muskeln gibt, die - je nachdem wie sie
bewegt werden - verschiedene AU's hervorrufen können
und auf der anderen Seite auch AU's, für deren Entstehung
ein Zusammenspiel von mehreren Muskeln notwendig ist. Es gibt
also keine konstante eins-zu-eins Zuordnung eines einzelnen
Muskels zu einer bestimmten Bewegung.
Die
Einschränkung auf visuell unterscheidbare Bewegungen
im Gesicht führt zu der Definition von 44 Action Units.
Einige dieser Action Units und die durch sie ausgelösten
mimischen Veränderungen werden in der folgenden Tabelle
5 aufgelistet.
Die Nummern, die den AU's zugeordnet sind, sind willkürlich
gewählt und haben keine weitere Bedeutung.
Die Auflistung der Action Units als beobachtbare Erscheinungen,
die anatomisch abgesichert sind, ermöglichte die Entwicklung
eines umfassenden Systems, mit dessen Hilfe man visuell unterscheidbare
Gesichtsbewegungen deskriptiv erfassen kann. Insgesamt können
bei der Messung einer mimischen Aktivität durch FACS
vier Kennwerte erfasst werden, die im folgenden Abschnitt
näher beschrieben sind.
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Vorteile:
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Im Folgenden
sollen die wichtigsten Zielsetzungen, die auch gleichzeitig
die Vorteile dieser Methode darstellen, nochmals zusammengefasst
werden:
Anatomische
Herleitung
Aus den einzeln beweglichen Muskeln im Gesicht werden die
kleinsten mimischen Bewegungseinheiten abgeleitet. Jede AU
und jede AU-Kobination hat somit eine anatomische Basis. In
der Physiognomie des menschlichen Gesichts gibt es starke
interindividuelle Differenzen. Die Konzentration auf die anatomische
Basis erleichtert das Erkennen derselben mimischen Aktivität
bei unterschiedlichen Personen. Auf diese Weise können
klar erkennbare Hinweise auf eine Action Unit bei verschiedenen
Personen gefunden werden.
Beschränkung
auf deutlich sichtbare Veränderungen
Die Bewegungen der einzelnen Gesichtsmuskeln rufen Veränderungen
im mimischen Erscheinungsbild hervor. Diese werden allerdings
nur dann mit Hilfe des FACS erfasst, wenn es sich um deutlich
sichtbare Bewegungen im Gesicht handelt. Nicht oder schwer
sichtbare Unterschiede und Veränderungen, wie z. B. die
des Muskeltonus, werden explizit ausgeschlossen. Durch diese
Vorgehensweise ist die Methode besonders zur Analyse von Filmen,
Videoaufnahmen und Fotos geeignet.
Objektive
Erfassung
Bei sorgfältiger Anwendung gewährleistet das Facial
Action Coding System eine objektive Erfassung der mimischen
Aktivitäten. Dies wird dadurch ermöglicht, dass
die Autoren von Anfang an die Beschreibung und Erfassung der
mimischen Aktivitäten von deren Interpretation trennen.
Die Methode sieht vor, dass erst die Kodierung der mimischen
Aktivitäten in die einzelnen Action Units erfolgt. Die
Action Units sind rein deskriptive Beschreibungen des Wahrgenommenen.
Interpretative Ausdrücke, wie "agressives Stirnrunzeln"
(Grant, 1969) oder "schmollende Unterlippe" (Blurton
Jones, 1971) sind von vornherein ausgeschlossen. Ekman (1988)
betont, dass Kodierer bei der Benutzung eines rein deskriptiven
Messinstruments mit der Zeit ihre Aufmerksamkeit zunehmend
auf die bloße Verhaltensbestimmung lenken und sich nur
noch selten der Bedeutung des Verhaltens bewusst sind. Bei
der Erfassung und Kodierung der mimischen Aktivitäten
erfolgt noch kein Schluss auf die hinter dem Ausdrucksverhalten
liegenden Befindlichkeiten. Diese interpretative Arbeit ist
erst im zweiten Schritt - der Analyse der gesammelten Daten
- inbegriffen. Hier werden den kodierten Action Units Emotionen
zugeordnet (Friesen & Ekman, 1989; Ekman, Irwin, Rosenberg
& Hager, 1995). Dies geschieht automatisch anhand eines
Auswertungsprogramms, das klare Kriterien für das Vorhandensein
eines emotionalen Ausdrucks beinhaltet.
Einheitliche
Terminologie
Das extensive Beschreibungssystem dieser Methode ermöglicht
eine genaue Benennung jeder sichtbaren mimischen Aktivität.
Die Benennung der Action Units erfolgt konsequent, leicht
nachvollziehbar und einfach. Sie entspricht genau dem, was
die jeweilige Action Unit an Bewegungen im Gesicht hervorruft.
Das Facial Action Coding System bietet also eine umfassende
und einheitliche Terminologie zur Beschreibung der mimischen
Aktivitäten.
Vergleichbarkeit
Basierend auf der einheitlichen Terminologie der Methode gewährleistet
ihre Verwendung eine bessere Vergleichbarkeit verschiedener
Untersuchungen. Eine einheitliche Terminologie erleichtert
auch den Brückenschlag zu anderen Forschungsrichtungen,
wie er hier zwischen der Mimikanalyse und dem kognitiven "Appraisal-Ansatz"
untersucht wird.
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